Back to "Main"    CatCam - Einführung und technischer Hintergrund
  

       News

Es gibt nun eine FAQ und weitere technische Unterlagen. Diese finden sich unter Support + Fragen.

Neuerdings gibt es eine neuere Version der VQ1005 Kamera. Identisches Design aber mit 3 Megapixel Auflösung. Die Bezeichnung ist VQ3005. Es scheint jedoch dass die Verschlußzeit bei der Belichtung länger ist als bei der 1MPixel Variante. Dies resultiert beim Einsatz als CatCam vermutlich in mehr verwackelten Bildern.


       Einleitung

Manchmal habe ich Ideen mit einer gewissen Herausforderung - oder eben verrückt wie manche Leute sagen. Dieses Mal dachte ich über unsere Katze nach die den ganzen Tag draußen unterwegs ist. Sie kommt manchmal hungrig zurück, manchmal nicht, manchmal mit Kampfspuren, manchmal dreckig und manchmal bleibt sie auch die ganze Nacht weg.
Wenn die Katze dann endlich zurück kommt frage ich mich was er (Mr. Lee ist ein Kater) denn die ganze Zeit gemacht hat und wo er war. Dies brachte mich auf die Idee die Katze mit einer Kamera auszurüsten. Der Plan war eine kleine Kamera an seinem Hals zu befestigen die alle paar Minuten ein Foto machen sollte. Wenn er dann zurück kommt würde die Kamera seinen Tag zeigen. Zuerst dachte ich Live-Bilder mit einer Funkkamera zu übertragen, aber die Ausrüstung war zu teuer und der Batteriebedarf zu hoch.

So war die Idee geboren und wurde in diese Aufgaben unterteilt:

  • Eine kleine, leichte und billige digitale Kamera finden
  • Eine Steuerung für die Kamera entwickeln
  • Die Kamera vor der Katze schützen
  • Die Einheit an der Katze befestigen



       Sicherheitshinweis

Es muss beachtet werden, dass bereits ein Halsband am Hals einer Katze ein gewisses Sicherheitsrisiko birgt. Da Katzen in allen möglichen Ecken herumschleichen kann sich etwas im Halsband verfangen und die Katze sich damit erwürgen. In den USA sind Halsbänder mit Sicherheitsfunktion gängig. Diese reißen ab einer bestimmten Zugkraft auf, das Halsband und alles was daran hängt ist verloren. An dieser Stelle muss überlegt werden was wichtiger ist: Die Kamera oder das Leben der Katze.



       Die Kamera als zentrales Bestandteil finden

Beste Wahl: VistaQuest VQ1005 Digital Keychain Camera

VQ1005 Keychain Camera

Diese Kamera ist wegen ihrer Größe, Preis und Funktionen sehr attraktiv für ungewöhnliche Ideen. Ich betrachtete noch weitere kleine Kameras aber keine konnte gegen die VistaQuest ankommen. Für nur 16 Euro bekommt man damit eine kleine 38x60x20mm Kamera mit einer Auflösung von 1.3M Pixel und einem geringen Gewicht von 35 Gramm (ohne Batterie). Die Kamera bietet 8MB internen SRAM Speicher und einen eingebauten SD Kartenschacht in den man SD Karten mit bis zu 512MB stecken kann. Die Kamera wird mit einer einzelnen AAA Batterie versorgt. Man kann das Gehäuse der Kamera leicht entfernen um ein noch geringeres Gewicht oder kleinere Abmessungen zu erhalten. Der Focus wird manuell eingestellt. Die Kamera wird über nur 2 Tasten bedient. Ein kleines USB Interface verbindet die Kamera mit dem PC, es werden keine Treiber benötigt (zumindest mit XP oder 2000). Die Kamera wird als Standard USB Massenspeicher erkannt. Es können auch Videos aufgezeichnet werden (begrenzt auf 100s) oder als Webcam betrieben werden.
Ein kurzes Datenblatt kann auf der VistaQuest website gefunden werden.

Zusätzlich bietet die Kamera zwei weitere interne Eigenschaften die eine elektronische Steuerung leicht machen, mehr dazu im nächsten Kapitel.

Es gibt ein paar wenige Defizite:
  • Sucher nutzlos
  • SRAM Speicher verliert den Inhalt wenn die Batterie leer wird. Deshalb ist die SD Kartenoption sehr nützlich.
  • Die Kamera "frisst" Batterien, kein Wunder denn die aktive Stromaufnahme ist ca. 200mA und das SRAM ist dauerversorgt (3mA).
  • Schlechte Leistung bei Dunkelheit oder schlechten Lichtverhältnissen.
  • Kein Blitz.
Mit der geringen Größe und Gewicht ist das ganze Teil wirklich toll für verrückte Ideen: z.B. als Nutzlast an einem Wetterballon oder am Halsband eines Hundes oder einer Katze. Ich finde die Kamera absolut genial !



       Kamera steuern

Für mein Projekt war die VistaQuest Digital Keychain Camera genau die Kamera die ich gesucht hatte. Mein Ziel war nun die Kamera mit einem Mikrocontroller zu steuern, um Aufnahmen in bestimmten Zeitabständen zu machen. Die VistaQuest machte es hier wirklich einfach. Es ist möglich die Schaltung auch bei ausgeschalteter Kamera zu versorgen. Der Grund dafür ist ein eingebauter DC/DC Wandler der die Batteriespannung von 1.5V auf 3.3V anhebt. Der DC/DC Wandler arbeitet immer weil damit das SRAM, in dem die Bilder normalerweise gespeichert werden, dauerversorgt wird. Ich hatte somit nur meinen Mikrocontroller an die interne Kameraversorgung zu hängen, keine extra Batterie oder Wandler war notwendig.
Ein weiteres einfaches Unterfangen ist es die Kamera mit dem Mikrocontroller zu bedienen. Mit nur zwei Tastern, intern hochgezogen, war es ziemlich leicht die uC Ports anzuschließen. Noch besser war, dass das Atmel AVR incircuit Programmierinterface mit den Steuerfunktionen geteilt werden konnte. So dass die Spannungsversorgung und Kamera-Kontrollsignale am gleichen Stecker angeschlossen sein können.
Der verbleibende Platz in der Kamera ist groß genug, um die uC Schaltung unterzubringen sofern ein kleines Chipgehäuse gewählt wird (z.B. TSOP oder SOIC).
Um Batteriekapazität zu sparen senkte ich den Takt des uC internen Oszillators auf 0.5 MHz ab. Alle Schnittstellenpins werden im Ruhezustand in den energieärmsten Zustand geschaltet. Zudem wird natürlich die Kamera nur aktiviert wenn ein Bild aufgenommen werden soll (größte Stromsparmöglichkeit).

Speziell zu berücksichtigen: Es muss beobachtet werden ob die Batteriehalterung die Batterie auch während mechanischen Schocks sicher kontaktiert. Spannungsverlust bei Schreibzugriffen auf den Flashspeicher kann zu einer Beschädigung der SD Karte führen. Siehe zusätzliche Verbesserungen.
Um den Mikrocontroller vor Zerstörung bei langsam abfallender Versorgungsspannung zu schützen (Batterie wird leer) sollte eine Brown-Out Sicherungsfunktion aktiviert werden.

Camera signals

Signale zur Steuerung der Kamera können auf der gezeigten Platine gefunden werden: O=Ein/Aus (low active), M=Masse, P=3.3V Versorgung.


Camera signals

Das Signal für den Auslöser ist auf der zweiten Platine am Schalterkontakt T (low active).


Camera Control Circuit

Das Bild zeigt die Schaltung für den Mikrocontroller auf Basis eines Attiny2313. Später schwenkte ich auf den kleineren Attiny13 um (nur 8 Pins). Es ist zu sehen wie das Interface sowohl zum Programmieren als auch für die Kamerasteuerung verwendet wird.


Camera Controller

Hier ist die Mikrocontroller-Schaltung zu sehen welche an die Kamera angeschlossen ist, um sie zu steuern.


Camera Controller

Auf der Rückseite der Steuerschaltung ist der Stecker welcher in die Kamera gesteckt wird und auch zum Programmieren des uC dient.


Camera with Controller

Hier kann man die Steuerschaltung sehen wie sie an der Kamera hängt. Der grüne Stecker passt auf das Programmierinterface der Steuerschaltung.



Grundsätzlicher Funktionsablauf:
  • uC Timer Interrupt erhöht Zeitzähler
  • Wenn der Zeitzähler entsprechend der eingestellten Wartezeit ist, dann wird die Kamera eingeschaltet.
  • Es wird ein Bild aufgenommen
  • Kamera wird wieder ausgeschaltet
  • uC Pinbeschaltung wird in den Zustand der geringsten Stromaufnahme gebracht.
  • Zeitzähler wird auf Null gesetzt
Den Steuerungschip alleine gibt es für einen kleinen Betrag zu kaufen. Das Datenblatt enthält eine Beschreibung der Funktionen.


Zusätzliche Verbesserungen:

Ich durfte ziemlich schnell feststellen, dass eine Standard AAA Batterie die Nutzungsdauer sehr einschränkt. Eine Funktionszeit von 8 Stunden konnte erreicht werden wenn alle 2.5 Minuten ein Foto gemacht wurde. Auch war die Zuverlässigkeit der Batteriekontaktierung ziemlich schlecht (die Kamera war bereits ohne Originalgehäuse, vermutlich sieht es mit diesem sehr viel besser aus). Deshalb entschloss ich mich von der kleinen AAA Batterie auf einen größeren AA 1.2V NiMh Akku zu gehen. Die Kapazität von 2.5Ah vervielfachte die bisherige Kapazität der kleineren Batterie. Ich entfernte die Batteriekontakte der Kamera und gewann damit Platz für die grössere AA Zelle. Ich lötete Drähte an die Akkupole (Vorsichtig ! Wir wollen nicht das Elektrolyt kochen) und an die Kameraplatine. Das Ergebnis war erstaunlich. Eine Ladung reichte für mehr als 48 Stunden bei einer Auslösesequenz von 1 Minute aus ! Zum Glück war mein Kameragehäuse groß genug den neuen Akku aufzunehmen.

Es stellte sich heraus, dass die Katze oft die Linse verdeckte wenn sie irgendwo herum lag. So drehte ich einfach die Kamera kopf unter und steckte sie wieder in das Gehäuse. Dies benötigte ein neues Fensterloch aber brachte deutlich bessere Aufnahmen. Unnötig zu erwähnen, dass das Fenster extra wasserdicht sein sollte. Ein weiterer positiver Effekt: Die Batterie lag nun oben auf, weit einfacher um ranzukommen und besser ausbalanciert.



       Kameraschutz

Die Kamera wurde von ihrem Originalgehäuse restlos befreit und war somit nackt. Ich wollte das Gehäuse nicht opfern sondern aufheben, um die Kamera beim Fehlschlag komplett zurückbauen zu können. Für eine Normalanwendung mit dem Endziel Cat Camera kann man evtl. auf ein extra Gehäuse verzichten und das Originalgehäuse mit Klebeband gegen gröberes Schützen. Allerdings entfällt damit der Einsatz einer größeren Batterie.

Ich dachte der schwierigste Teil des Projektes wäre mit der Entwicklung der Software und dem Löten der Steuerschaltung erledigt. Jedoch war das Gehäuse zum Schutz der Kamera weitaus schwieriger. Man kann sich nicht vorstellen was für Anforderungen erfüllt sein müssen wenn man seine Katze mit einer Kamera ausrüsten möchte. Ich baute ein kleines Gehäuse aus schönen schwarzen Plastikplatten und befestigte es am Halsband der Katze für Testzwecke. Dieses Gehäuse war das letzte Mal gesehen als die Katze aus der Tür lief. Vermutlich waren die Drähte welche ich zum befestigen verwendete nicht stark genug. Oder irgendjemand hat die Katze von dem interessant aussehenden Anhängsel befreit.
Für den zweiten Versuch benutze ich die Verpackung eines Kinderspielzeugs (um genau zu sein ein Kinderüberraschungsei) und belud es mit einem Stein um eine gewisse Grundlast zu erreichen. Dies befestigte ich wieder am Halsband von unserem Kater Mr. Lee. Dieses mal kam das Teil wieder zurück - außen dreckig und zerkratzt, innen feucht. Was zum Teufel macht die Katze !? Dies hob zumindest die Anforderungen für ein Schutzgehäuse erheblich an:

  • Schlagfest - Katze springt vom Baum, Gehäuse schlägt auf den Boden.
  • Kratzfest - Katze kratzt sich mit den Krallen oder schleicht über dem Boden
  • Wasserfest - Wenn die Katze aus dem Bach trinkt hängt das Teil um ihren Hals im Wasser.
  • Diebstahlsicher - Wenn die Ausrüstung die Aufmerksamkeit auf sich zieht wird es die Katze gerne loswerden, speziell wenn es einfach entfernbar ist.


Camera in housing

Hier das letztendliche Ergebnis für das Schutzgehäuse. Die obere Öffnung wird mit einem Stück Plastik verschlossen welches mit Klebeband angebracht wird. Ich machte das Gehäuse aus einem flachen Plastikdeckel welchen ich in Teile zerschnitt. Das Material war PP (Polypropylen) welches etwas flexibel ist jedoch dummerweise nicht mit normalem Plastik- oder Epoxidkleber zu kleben ist. Deshalb benutzte ich Heißkleber welcher ziemlich gut auf PP haftet. Das ganze Gehäuse ist wasserfest, die Linse der Kamera ist mit einem dünnen klaren Plexiglasblättchen abgedeckt.

Ich habe viele Fragen bezüglich des Gehäuses und des Materials erhalten. Hier findet sich eine Anleitung zum Gehäusebau.



       Ausrüstung befestigen

Der große Moment Nr. 1: Das Halsband mit der Kamera der Katze anlegen. Die Reaktion war zuerst nicht sonderlich erfreut, wurde letztendlich aber akzeptiert. Realitätsprüfung bestanden :-)


Camera mounted to cat

So, hier ist Mr. Lee mit der Beobachtungskamera zu sehen bevor er auf Tour geht.


Großer Moment Nr. 2: Die Katze kehrt mit der Ausrüstung zurück. Dazwischen liegt Bangen wie bei einer Marsmission in die man nicht eingreifen kann. Ich konnte es nur schwer erwarten das Halsband abzunehmen, das Gehäuse zu öffnen, SD Karte zu entfernen und in den PC zu schieben um dann zu sehen wie es funktioniert hat.



       Bilder

Und hier sind die Fotos von Mr. Lees Ausflügen: Mr. Lees Trip 1 ->  Mr. Lees Trip 2 ->  Mr. Lees Trip 3 ->  Mr. Lees Trip 4 ->  Mr. Lees Trip 5 

Inzwischen haben auch einige andere CatCam Nutzer Bilder zur Verfügung gestellt: CatCam User Gallery


Back to main

[Homepage]   [Guestbook]   [E-Mail]   [Legal notice]